Ausbildung zur Fotodesignerin – ist es für jede/n das Richtige?

Ich glaube viele haben bis heute nicht ganz verstanden, was genau ich nun die letzten 3 Jahre gemacht habe.
Eigentlich ist es recht einfach. Ich habe eine schulische Ausbildung zur Fotodesignerin gemacht an der Best-Sabel Designschule in Berlin Köpenick.

Was genau ist jetzt der Unterschied zu einer Ausbildung in einem Fotostudio?

Eigentlich sagt es schon der Name. Die schulische Ausbildung findet komplett an der Schule statt. Man hat wieder wie beim Abi ganz normalen Unterricht und Schulzeiten und ist in einer Klasse mit Anderen zusammen.
Der größte Unterschied jedoch ist, dass man fotografische bezogene Fächer hat. Wir hatten Landschaftsfotografie, Portrait- und Modefotografie, Stilllifefotografie, Reportagefotografie, Photoshop, Kreativitätstraining, Webdesign, Englisch, BWL, Fotografiegeschichte, Indesign etc. Wie man sieht also wirklich perfekte Fächer um das ganze Spektrum der Fotografie und des Designs abzudecken.
Wir hatten auch natürlich viele, viele Praxis Aufgaben und nicht reinen Theorie Unterricht. Und im 4. Semester hatten wir noch für 3 Monate ein Praktikum.

Warum also lieber wieder zur Schule als Praxiserfahrung sammeln?

Lange Zeit habe ich gedacht, dass die Ausbildung in einem Studio das Richtige wäre, da ich auch sehr Privatkunden-lastige Aufträge habe. Eben das, was in einem Studio gedeckt wird. Ich hatte auch schon für ein paar Tage ein Praktikum in einem Fotostudio, aber ich habe nach kurzer Zeit gemerkt, dass ich gerne auch in andere Bereiche mal reinschnuppern möchte. Mal fernab der Hochzeitsfotografie, was gibt es noch alles? Ich habe ja schon am Wochenende immer damit zu tun und ich hatte das Gefühl ich komme aus meiner Sparte überhaupt nicht mehr raus.

Aber das größte Argument dagegen war eigentlich, dass ich nicht nebenbei mein eigenes Business aufbauen durfte, da der Ausbildungsbetrieb natürlich nicht die Konkurrenz ausbilden will. Das wurde mir bei jeder Bewerbung gesagt. Wie soll ich dann aber nach 3 Jahren auf eigenen Beinen stehen, wenn ich nichts dafür machen darf? Bin ich dann ewig an dem Betrieb gefesselt?
Da habe ich gemerkt, dass es noch was anderes und passenderes für mich geben muss einfach. Und so bin ich auf die schulische Ausbildung gestoßen, die alles für mich erfüllte, was ich mir wünschte.

Wie wird man angenommen?

Ich habe mich einfach mit meiner Mappe bei der Schule beworben. Habe meine besten Bilder gezeigt und ein Fotobuch aus meiner Neuseelandreise erstellt. Dann sollte ich noch zusammen mit jemanden (die dann auch Teil meiner Klasse wurde) einen theoretischen Test absolvieren. Das war aber eher dazu da um zu schauen, wie kreativ man auf die schnelle ist. Aber es war alles eine sehr entspannte Atmosphäre. In der Zeit wurde sich die Mappe noch mal genau angeschaut und man bekam dann schon gleich mitgeteilt, ob man dabei ist, oder nicht.

Wie genau sieht aber die Ausbildung jetzt aus?

Was war ich aufgeregt am Anfang, mein Gott. Seit der 7. Klasse, hatte ich kein komplett neues Umfeld mehr. Aber wie immer war es unbegründet. Wir waren am Anfang insgesamt zu 10. in einer Klasse. Schön überschaubar und gut, damit jeder einzeln gut ausgebildet wird und seine Aufmerksamkeit bekommt. Über den Zeitraum haben uns aber 2 verlassen und wir sind letztendlich bis zum Schluss 8 geblieben.

Im ersten Semester wird ganz viel darauf Wert gelegt, dass alle auf den selben Stand kommen. Für mich war es etwas nervig, da ich auch schon erste eigene Aufträge hatte und mich schon sehr gut auskannte. Aber es ist absolut verständlich, dass Schüler*innen, die jetzt erst Interesse bekunden auch gut ausgebildet werden. Viele Basics, wie Blendenreihen und Belichtungszeiten. Herantasten an die Kamerasysteme und erstes Mal so im Studio ausprobieren. Und wir haben sehr viel analog fotografiert und selbst Filme entwickelt, damit man weiß, wie alles anfing quasi.

Nach und nach wechselten die Fächer und es wurde alles etwas anspruchsvoller. Mehr Studioarbeiten, mehr selbstständige Organisation der Fotoprojekte und viele Aufgaben.
Im ersten Jahr fuhren wir dann noch zusammen zur Projektreise ins Kaff nach Brandenburg. Jede*r hatte ein Projekt zum Fotografieren, aber wenn wir ehrlich sind war es natürlich auch einfach eine Art Klassenfahrt.

Im 2. Jahr fühlte man sich schon etwas selbstbewusster und es wurde einem oft klargemacht, das nächstes Jahr schon das Abschlussjahr bevorsteht. Es ging viel um die Praktikumssuche und die Dozenten ließen auch ihre Kontakte spielen und halfen mit. Stressig war gar kein Ausdruck, was die Zeit beschrieb.
Zeitgleich hatten wir dann auch noch unsere zweite Projektfahrt nach Warschau in Zusammenarbeit mit einer Modeschule aus Warschau. Makeup Artist und Model musste von jedem selbst organisiert werden. Im Ausland in einer komplett fremden Stadt auf mehr oder weniger gutem Englisch. Wenn man das packt, packt man alles im 3. Jahr gefühlt.

Unser Jahr endete dann mit dem Praktikum, welches bei mir super schön war und toll ablief. Ich hatte sehr viel Glück und blieb auch in Berlin. Man kann aber überall das Praktikum machen, sogar im Ausland.


Das 3. Jahr verlief durch Corona etwas komisch. Wie überall eben.
In unserem Fall wurden wir viel vorbereitet auf das Ende der Ausbildung und wir haben eine große Aufgabe am Anfang des Jahres und dann unsere große Abschlussarbeit.
Die fachübergreifende Aufgabe war sehr groß und stressig. In jedem Fach wurde sie bewertet und ein Video mussten wir ebenso machen, sowie ein Buch gestalten. Es wurden immer wieder Absprachetermine organisiert und durch Corona mussten aber alle ihr Thema etwas umplanen.
Und gerade als das geschafft war kam sofort die Abschlussarbeit. Eigentlich haben sie sich sogar zeitlich überschnitten. Wenn man ehrlich ist, muss man einfach eine Arbeit wählen, auf welche man sich mehr konzentriert. Beides schafft man einfach nicht, wenn man noch ein normales Leben nebenbei führen möchte.
Wir haben nie verstanden warum wir mit 2 quasi Abschlussarbeiten gestresst wurden, aber es lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern.


Dann aber war es geschafft! Alle haben bestanden (auch die theoretischen Prüfungen) und wir mussten unsere Arbeiten noch in der Schule ausstellen. Normalerweise kommen Freunde und Familie und können sich dann alles anschauen, aber naja, die C Sache eben. Trotzdem hatten wir eine kleine Feier mit unseren Dozenten und haben uns gefreut, dass wir es endlich geschafft hatten!

Würde ich es empfehlen?

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Ich weiß auch nicht wirklich, ob ich es genauso wieder machen würde. In der Beschreibung gab es jetzt nicht viel negatives, aber über den Zeitraum von 3 Jahren gab es einige Sachen, die uns gestört haben.

Ich finde 3 Jahre zu lang. Spätestens nach dem 2. Jahr lernt man nicht mehr allzu viel neues, sondern man arbeitet nur unter Stress und lernt für die Prüfungen. Es gibt Ausbildungen in den unterschiedlichsten Bereichen, die kürzer gehen und das fänd ich hier auch angebracht, fast alle aus meiner Klasse fanden das ebenso.

Leider gibt es auch Lehrer, wie überall eben, die doch einen alten Stil haben und alte Werte vertreten. Gerade in einer so modernen Schule, die das auch bewirbt ist das schade! Man fühlt dann die Zeit, die man dort verbringt, als verschwendet. In der Zeit hätte ich weiter an meinen Aufträgen arbeiten können, gerade im letzten Jahr. Denn das was einem gelehrt wird, bei einigen Fächern, war einfach nicht mehr aktuell und passte nicht mehr zum Stil heutzutage. Mal abgesehen von persönlichen Defiziten und teilweise keine schöne Behandlung von bestimmten Schüler*innen. Aber das wäre zu lang um das auszuführen.

Und die Schulleitung spielte uns oft einen Strich durch die Rechnung. Dozenten sollten entlassen werden, Stellen gekürzt etc. Wir litten schon darunter, wenn ein toller Dozent einfach weg ist von heut auf morgen. Nachfolgende Klassen gab es auch keine mehr, weshalb man sich ziemlich allein vorkam.
Die Technik war nicht immer unbedingt auf dem neuesten Stand, gerade die Macs. Es ist schade und es kam einen manchmal so vor, als wollte die Leitung uns nicht mehr dort haben. (Mittlerweile kann man übrigens nicht mehr Fotodesign dort studieren, hatten wir also recht?)

Aber so wie es negatives gibt, gibt es auch viel positives!


Wir konnten uns immer die Technik ausleihen, die die Schule uns zur Verfügung gestellt hat. Hatte man also keine Kamera, war das kein Problem. Selbst am Wochenende, für eigene Termine durfte man sich diese ausleihen und noch viel mehr – Objektive, Blitztechnik etc.

Man wurde absolut unterstützt im eigenen Business-Aufbau. Wenn ich mal an einem Freitag eine Hochzeit hatte, wurde ich selbstverständlich freigestellt, denn das ist ja das Ziel! Letztendlich auf eigenen Beinen stehen zu können.
Wenn ich mal in unternehmerischen Sachen keine Ahnung hatte, wurde sich die Zeit für mich genommen und mir geholfen. Selbst in der Freizeit der Dozenten und das hat mir schon oft geholfen.

So wie es nicht so gute Dozenten gab, gab es aber auch die tollen! Die sich für uns den Arsch aufgerissen haben und uns unterstützt haben und einfach nur wollten, dass wir die tollsten Fotos überhaupt für unser Portfolio haben. Bei denen wir viel ausprobieren konnten und uns viel wietergeholfen wurde unseren Stil zu finden.

Wir hatten super viele und tolle Ausflüge. Sei es in Galerien und Ausstellungen oder nach Dessau, Ostsee, Warschau etc. Wir haben so viel gemacht und es wurde auf jeden Fall nie langweilig.


Letztendlich waren für mich die 3 Jahre gut um nebenbei viel zu machen. Ich hatte genügend Zeit um bekannter zu werden und mehr und mehr Aufträge zu bekommen. Ich bin selbstsicherer geworden was das alles angeht und habe trotzdem viel gelernt, gerade was Studiofotografie angeht. Ich durfte viel in unterschiedliche Bereiche mich ausprobieren und kann viel mehr, als vorher. Der Austausch und die Kontakte, die man dort hatte darf man natürlich auch nicht unterschätzen. Wir unterstützen uns bis heute noch immer gegenseitig. Das hatte mir auch immer gefehlt. Und unser Klassenzusammenhalt war einfach sehr stark. Wir haben auch zu Weihnachten gewichtelt und uns andauernd in der Freizeit getroffen.
Außerdem waren wir nicht allein als Fotografen, es gab Grafikdesigner*innen, Modedesigner*innen, sowie 3D-Designer*innen! Ein durch und durch kreatives Haus also, was natürlich total Spaß macht, sich mit den anderen Klassen auch auszutauschen.


Mittlerweile kann man dort zwar nicht mehr die Ausbildung machen, aber es ähnelt sich ja sehr zu anderen schulischen Ausbildungen in Berlin, sowie deutschlandweit.
Ich hoffe ich konnte vielleicht manchen einen Einblick geben, die gerade nicht wissen, ob es das richtige für sie ist. Oder einfach für ein wenig Unterhaltung sorgen!